In der vergangenen Woche war Josefine Paul, Mitglied des Landtages NRW und Sprecherin der GRÜNEN Fraktion für Kinder, Jugend und Familie, zu einem Austauschgespräch zum neuen Kinderbildungsgesetz mit der Kreistagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN nach Laer gekommen.
“Aktuell liegt uns noch kein Gesetzesentwurf der schwarz-gelben Landesregierung vor”, erklärt Paul direkt zu Beginn des Abends. “Wir haben lediglich ein Einigungspaket von CDU und FDP mit den kommunalen Spitzenverbänden. Das heißt, wir werden wohl keine Änderungen zum nächsten Kindergartenjahr hinbekommen.” Ein großes Schlagwort ist die “Flexibilisierung der Buchungszeiten und Randzeitenbetreuung” in Kitas. “Ich sage ganz klar, dass eine 24-Stunden-Kita nicht die Lösung und das Ziel sein kann”, stellt Paul fest. “Wenn ein Kind länger in der Kita ist, als ein Erwachsener Zeit auf der Arbeit verbringt, dann ist das nicht richtig.” Vielmehr müsse man Familien dahingehend entlasten, dass sie mehr Familienzeit nehmen können.
Im Laufe der Diskussion wurde deutlich, dass die geplante Entlastung der Familien durch ein weiteres beitragsfreies Kindergartenjahr zwar eine schöne Geste ist, aber nicht die Lösung für die großen Herausforderungen in den Kitas sein kann. “Wir GRÜNE fordern mehr Qualität in Kitas, was wir insbesondere durch mehr Fachpersonal erreichen wollen.” Doch dazu muss intensiv ausgebildet werden, denn der Fachkräftemangel ist auch im Kreis Steinfurt längst angekommen. “Wir werben uns doch untereinander die Kolleginnen ab”, beschreibt eine Teilnehmerin die Situation aus Sicht der Kita-Leitungen. “Der Kreis Steinfurt bietet an seinen Berufskollegs ab diesem Sommer die praxisintegrierte Ausbildung (PiA) für Erzieherinnen und Erzieher an”, berichtete Elke Schuchtmann-Fehmer, Sprecherin der GRÜNEN Kreistagsfraktion. Der Vorteil: Anstatt zwei Jahre voll-schulischer Ausbildung findet eine Praxisausbildung an 3 Tagen pro Woche in den Kitas statt. Doch auch hierfür muss das neue Kinderbildungsgesetz eine Lösung anbieten, denn aktuell gibt es keine Gegenfinanzierung für die PiA-Auszubildenden und auch keine stundenweise Freistellung für eine Anleitung dieser Nachwuchskräfte.
“Und wenn wir dann hören, dass die Schulministerin Gebauer über einen Rechtsanspruch auf den Ganztag an Grundschulen nachdenkt, dann weiß ich nicht, wie wir das noch stemmen wollen”, ist Paul ratlos. Zuerst müssen hier dringend verbindliche und einheitliche Qualitätsstandards geschaffen werden. Und dann steigert ein Rechtsanspruch immer auch die Nachfrage, wie es auch beim U3-Anspruch in der Kita geschehen ist. “Und wer sind dann die Fachkräfte in der OGS?” fragt Paul in die Runde.