04.03.21 –
Kreistagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN fordert Runden Tisch „Armut im Kreis Steinfurt“ und jährlichen Armutsbericht
Kein Geld für die Klassenfahrt? Kein Platz für die neue Lern-Software im Monatsbudget? Immer dann, wenn man sich als arm outet, wird es schwierig, sagen Betroffene und Sozialforscher. Besonders für Kinder und Jugendliche. Die Folge: Tatsächliche und drohende Armut sind nicht immer von außen erkennbar. Auch weil betroffene Familien sie aus Scham nicht sichtbar werden lassen wollen, wie die Ergebnisse einer aktivierenden Befragung im Kreis in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Münster belegen. Die Sichtbarkeit einer Situation ist indes wesentliche Voraussetzung für Veränderung. Denn wer in Armut geboren wird, das belegen die Statistiken, der wird oft auch arm bleiben und von Bildung und Arbeit ausgegrenzt. An dieser Stelle muss der Kreis mehr Verantwortung übernehmen, fordert die Kreistagsfraktion von B90/Die Grünen. Daher beantragen sie, jährlich einen Runden Tisch „Armut im Kreis Steinfurt“ einzuberufen, der mit Expert*innen aus dem Bereich der Betroffenen, der freien Wirtschaft, Vertreter*innen der Träger (Schuldnerberatung, Familienberatung usw.), der Verwaltung und der Politik besetzt wird.
Außerdem wird der Landrat beauftragt, einmal jährlich einen Armutsbericht zu erstatten. Ziel ist es, bestmögliche Entwicklungschancen für alle Kinder und Jugendlichen zu schaffen.
Etwa 9.200 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren gehörten 2020 im Kreis Steinfurt zum Kreis der Hartz-IV-Empfänger. Das entspricht etwa 11 Prozent dieser Altersgruppe. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen.
Um herauszufinden, was Familien im Kreis Steinfurt brauchen, haben Ämter und freie Träger im Jahr 2019 im Rahmen einer aktivierenden Befragung 141 Menschen interviewt. Die Befragten kritisierten die Haltung von Fachkräften, berichteten von Scham und dem Gefühl der Stigmatisierung, wenn man sich als arm oute, und einer daraus entstehenden Isolation. Der Rückzug in die privaten Räume ist eine häufige Konsequenz. Wenn sich Klassenkameraden abends träfen, sei das oft verbunden mit Kaffeetrinken oder Essen gehen. Das sei für Menschen aus ärmeren Verhältnissen nicht möglich. Nach Hause einladen könnten sie andere auch nicht, weil sie sich für ihr Heim schämten. „In kostenlosen Internetportalen Freunde treffen, ist umsonst, in der Stadt kostet es Geld“, merkte einer der Interviewpartner an. Viele würden sich deshalb mit ihrem Smartphone zuhause einsperren, sagte ein anderer Gesprächsteilnehmer in der Studie. Ein Trend, der sich im Zuge der Corona-Krise allgemein verstärkt hat, Doch die negativen Folgen für von Armut betroffenen Kinder und Jugendlichen werden sich zusätzlich verstärken, wenn das öffentliche Leben - eben nicht für alle - wieder uneingeschränkt möglich ist.
Auch deswegen soll ein jährlicher Armutsbericht als Handlungsbarometer hinsichtlich der sozialen Wirklichkeit im Kreis Steinfurt dienen. Wenn Politik Armutsursachen nicht aktiv bekämpft, vernachlässigt sie Entwicklungschancen - eben nicht nur für die Betroffenen, sondern für alle.
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